Context (1999)

Drei Freunde treffen sich nach zehn Jahren aufgrund einer schriftlich festgehaltenen Abmachung wieder:

In zehn Jahren am 26.5.99 um 20 Uhr treffen wir uns bei den Pyramiden und rauchen was. Bis dahin geloben wir uns auf Leben und Tod nach folgenden Grundsätzen zu richten komme was wolle: mach dir dein eigenes Bild weit weg von zu Hause komme was wolle. | CASPER | OLGA | NILS

Das Widersehen der drei Studienfreunde verläuft alles andere als reibungslos. Hin und hergerissen zwischen tiefer Freundschaft und unausgesprochenen Verletzungen versuchen die drei semantischen Scharfschützen, der drohenden Aussprache zu entkommen. Aber die Worte beginnen allmählich ein berauschtes Eigenleben zu führen. Eine Tatsache, die es den Dreien nicht gerade einfacher macht, sich im Spannungsfeld zwischen Selbsttäuschung und eigener Wahrheit zu bewähren und über die gemeinsame Vegangenheit, die gelebten und die vergessenen Träume Bilanz zu ziehen.

Das Gefecht um Moral, Pragmatik und Poesie nimmt dramatische Formen an. Absolut unvereinbare Weltmodelle scheinen auf einander zu prallen. Genährt vom allerseits angehobenenen Rauschpegel geraten Casper, Nils und Olga in einen emotionalen Aussnahmezustand und manövrieren ihre Situation ins Ausweglose. Sie verwickeln sich in ein Ringen auf bizarrem rhetorischem Niveau, und keiner entpuppt sich als das, was er zu sein meint.

Stage Drawing

KONTEXT A: [ˈkɔnˌtɛkst]
[1] Linguistik: der Zusammenhang oder das Umfeld eines Wortes oder einer Handlung
[2] bildungssprachlich: Zusammenhang, in dem bestimmte Dinge stehen oder betrachtet werden müssen
[3] Diplomatik: der Haupteil einer Urkunde, der den Rechtsinhalt enthält
Herkunft: Entlehnung im 16. Jahrhundert vom lateinischen Substantiv contextus → la „Verbindung, Verknüpfung“, das vom lateinischen Verb contexere → la „verknüpfen, verflechten“ abgeleitet ist; dieses wurde aus dem Präfix con- → la „zusammen“ und dem Verb texere → la „weben, flechten“ gebildet.
Die exakte Bedeutung dieses Begriffes ergibt sich erst aus dem K.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

KORRUPTION A: [kɔʀʊpˈʦi̯oːn]- lat. corrumpere. “rumpere”= brechen. Korruption: Zerfall.

korrumpieren: zersetzen, verderben, verführen, bestechen, verfälschen / korrupt: unstimmig, verwerflich, durch Bestechung pervertiert, durch Veränderungen verunreinigt, nicht im ursprünglichen Zustand, infiziert

Wir verkünden Ideen, obwohl sie gelogen sind, oder wir behaupten, dass unsere Ideen nur im Kontrast zur irregeführten Welt falsch erscheinen, oder wir machen einfach mal wieder was platt. Oder wir beschließen, uns auf die Welt zu verlassen, was selbstverständlich eine vernünftige, wenn auch schwierige Position ist. Oder wir machen irgend ein anderes Theater.” (Igor Bauersima)

Eine Koproduktion OFF OFF Bühne / Theaterhaus Gessnerallee Zürich (unter der Leitung von Armin Kerber und Jean Grädel)

Mit
Olga : Ingrid Sattes
Nils :  Alexander Seibt
Caspar :  Pascal Ulli

Raum: Urs Fischer
Licht: Anita Vetterli
Ton: Ramon Orza, Ganzerplatz

Uraufführung am 27. Mai 1999, im Theaterhaus Gessnerallee in Zürich

“Und dann geschah ein Wunder: “Context” ist so klar und spannend wie ein Kriminalroman von Dashiell Hammett. Und so leicht und lustig wie ein Theaterkritik von Dorothy Parker. Und doch so traurig durchwebt. Mag sein, dass Igor Bauersima erwachsen geworden ist in diesem Jahr. Dann wäre Erwachsenwerden doch ein schönes Ding”. (Tages Anzeiger, 28.05.1999)