Anna sieht man auf einer erotischen Website. Anna sieht man auch in einer Wiener Vorstadtwohnung, zusammen mit Larissa, Sveta, Georgij, Vienna und deren Mutter. Anna sieht man nicht in Paris, wo sie immer hinwollte, nicht in Moskau, wo sie herkam. Vielmehr sieht man die Medizinstudentin gefangen im Schleppernetz aus Gewalt und Schuldforderungen.
Also sucht sie die Freiheit an einem Ort, der sie das Schmuddeldasein vergessen lassen soll: dem Internet.
Dort trifft sie auf Zed und verliebt sich in die Fiktionen, die den Beiden eine gemeinsame Geschichte geben. Doch so fern wie sie annimmt ist ihre Cyberliebe nicht, und so fremd, wie sie glaubt, ist auch sie nicht dem Sohn des Schleppers, Zuhälters und Hausbesitzers. Es ist der Tag, an dem Realität und Fiktion verschmelzen werden, an dem Zed entscheiden muss, wie er die Stränge zusammenführt, um das zwischen ihnen Gewachsene nicht zu verlieren. Es ist Silvesterabend, und zu dem Fest der Emigranten sind alle eingeladen.
Igor Bauersima und Réjane Desvignes werfen einen ungewohnt intimen Blick auf das Schicksal von russischen Migranten der ersten Generation.
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Darsteller : Markus Meyer (Lev), Dorothee Hartinger (Anna), Libgart Schwarz (Dacha), Florentin Groll (Kurt), Alexandra Henkel (Larissa), Johannes Krisch (Pjotr), Petra Morzé (Sveta), Juergen Maurer (Georgi), Melissa Aichholzer / Gretchen Hering / Antonia Jung (Vienna, ein Kind).
Regie und Bühne Igor Bauersima
Kostüme Johanna Lakner
Mitarbeit Bühne Alexandra Deutschmann
Video Georg Lendorff
Mitarbeit Video Philipp Haupt
Licht Felix Dreyer
Dramaturgie Joachim Lux
Regieassistenz Harald Brückner – Bühnenbildassistenz Leo Fux / Claudia Vallant – Kostümassistenz Dagmar Bald / Veronika Mund – Dramaturgieassistenz Judith Liere – Regiehospitanz Julia Burger – Dramaturgiehospitanz Katharina Denk – Inspizienz Lisa Ahle – Souffleuse Sybille Fuchs.
Uraufführung am 31. März 2006, im Burgtheater, Akademie Theater, Wien (unter der Leitung von Klaus Bachler)
“Er und sie sind keine Aufklärer, die mit Zwang und radikalen Methoden dem Publikum die Gegenwartswelt enträtseln wollen. Igor Bauersima und Co-Autorin Réjane Desvignes’s neues Werk “Boulevard Sebvastopol” ist dennoch ein modernes. Und ein Stück für grosse Schauspieler! Wunderbare aus dem Ensemble hat das Burgtheater für die Uraufführung im Akademietheater aufgeboten: für einen vom Autor inszenierten, spannenden Theaterabend.” (Kronenzeitung)
“Grossartig auch die technischen Lösungen auf der Bühne, womit mit Hilfe von Projektionen, Leutchtrahmen, Umbauten und “eingefrorenen Bildern” die Realitätsebenen klar gemacht werden.” (Kurier)
Im Dezember 2006 | Veröfflentlicht im Theater Theater – Aktuelle Stücke 16, Fischer Verlag Tachenbuch Verlag, Frankfurt am Main
© 2006 – Igor Bauersima und Réjane Desvignes, Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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