Im Anwesen der alternden Schauspielerin Marina von Berg treffen sich Filmleute zur Party. Draußen hört es nicht auf zu schneien. Drinnen spielt Mambo-Kurt Seichtes und Schönes auf seiner Orgel. Bald ist klar: Man ist eingeschneit, keiner kann die 70er-Jahre-Villa verlassen. Anlass der Party ist der Abschiedsfilm der Diva, der bald gedreht werden soll.
Leider hat Regisseur Frankie noch keine einzige Idee dafür. Da taucht – und taut – der vor dem Haus eingefrorene Pizzabote Leo auf. Und der hat einen überraschend starken Filmstoff im Kopf. Doch bevor er den ganz entfaltet hat, wandelt sich die Künstlerkomödie zum Krimi. Ein Verbrecher, der sich unters Partyvolk gemischt hat, wird entdeckt und bringt daraufhin die in jeder Hinsicht gestrandete Filmcrew in seine Gewalt.
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Unter seinem Regime treibt die versammelte Gesellschaft dem Kältetod entgegen. Als Frankie frierend ein Résumé seines Filmvorhabens zum Besten geben muss, fällt der Despot der Langeweile und Übermüdung zum Opfer und kann überwältigt werden. Der filmbegeisterte Bote kann seine – von den Marotten aller Anwesenden inspirierte – Geschichte zu Ende bringen, und virtuos die offenen (Beziehungs-) Fäden zu einer SiFi-Fabel über einen verrückten Wissenschaftler, die Umkehr der Zeit und eine großen Liebe zusammenführen.
Film besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen. Der Ratlosigkeit, leisen Verzweiflung und Dekadenz der Charaktere in der ersten Hälfte steht nach der Pause die Vitalität, Fantasie und Romantik einer unwahrscheinlichen Heldengeschichte gegenüber. So wie die Ausgangssituation an Fellini’s “Otto e Mezzo” erinnert, so sucht man wahrscheinlich vergebens nach einem Vorbild für das was folgt. Ganz nebenbei wird am Ende einmal mehr das uralte Geheimnis der zwei Skulpturen namens Körper und Geist gelüftet.
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Ein Filmtheater von Igor Bauersima und Réjane Desvignes
Regie, Bühne & Kamera: Igor Bauersima, Musik: Mambo Kurt, Schnitt & Kamera: Georg Lendorff
mit
Benjamin Höppner, Wolf Bachofner, Oda Thormeyer, Matthias Neukirch, Sibylle Brunner, Dieter Hufschmid, Jana Leipziger, Fabian Gerhard, Ilknur Bahadir, Juliane Niemann, Andreas Ebert(†) und Mambo Kurt
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“Jetzt werden Bauersima/Desvignes richtig romantisch – damit sind nicht die zahlreichen erotischen Verstrickungen gemeint, sondern der Ausweg, den sie stofflich, aber auch theoretisch erfinden. Denn niemand geringerer als der Pizzaverkäufer dichtet vollends entfesselt ein Drehbuch vor sich hin, das fortan die spielerische wie filmische Ebene bestimmt. Ein scheibar haarsträubender Plot über Verjüngungspulver und über die, man möchte sagen: Vorbestimmung, führt den fast dreistündigen Abend zu. Leo erzählt, der Film zeigt, Bühnen- und Filmdialoge laufen ineinander über. Das Erzählen, so proklamieren offenbar die Autoren, ist der einzige Ausweg vor den Verstrickungen der ewigen Selbstbezüglichkeit”. (Tagesanzeiger)
Uraufführung an 6. März 2003 im Schauspielhaus Hannover
© Igor Bauersima und Réjane Desvignes, S. Fisher Verlag, Frankfurt am Main