Jackpot (2012)

Ein Stück Boulevard

Drei zum glücklichen Leben reichlich unfähige Damen meinen zu erkennen, dass sie von einer vierten – einer herzlichen, dynamischen, in Beruf und Liebe erfolgreichen Mutter eines kleinen Jungen – hintergangen und ausgenützt werden und sie die Quelle ihres Unglücks sein müsse. Man beschliesst, ihr eine Lektion zu erteilen und ihr -vorübergehend – das zu nehmen, was ihr am teuersten ist: ihr Kind. Der Plan schlägt fehl. Durch Unachtsamkeit verlieren die Drei das Kind tatsächlich und geraten in Verdacht es entführt zu haben. Versuche, die Hälse aus den Schlingen zu ziehen gelingen nicht, die Situation artet in einen Krieg von allen gegen eine aus. Letztere liegt am Boden, über ihrem Kopf schwebt drohend ein Geschenk, das sie eben noch gemacht hat, und wird ihr gleich das Leben aus dem Schädel schlagen. Da offenbart sich ihren Gegnerinnen eine Wahrheit, die ihr Leben verändern könnte.

Mit Jackpot erzählt Réjane Desvignes über ein Motiv, das mit für das grösste Unglück der Vergangenheit verantwortlich ist: der Hass auf den Aussenseiter, der Hass auf den Unabhängigen, den Freien, den Erfolgreichen; es ist der Neid, dieses Gefühl, das glauben macht, dass man dem Guten misstrauen, seine verlogene Natur entlarven und es zerstören muss.

Desvignes macht für ihr virtuos gebautes Stück, das mühelos zwischen leichter Komödie, Grand-Guignolscher-Farce, Rachetragödie und Erkenntnisdrama changiert, den Park am Rande eines Spielplatzes zur Bühne. Die vier rivalisierenden Frauen stürzen sich in einen tumultuösen Konflikt der Liebe, jenen nur scheinbar oberflächlichen Stellvertreter für alle grossen Wertefragen.

Buch – Réjane Desvignes
Regie & Bühne – Igor Bauersima
Kostüme – Johanna Lakner

Vivi – Silvia Meisterle
Ella – Hilde Dalik
Ines – Sona McDonald
Nathalie – Alexandra Krismer

Die deutschsprachige Uraufführung fand am 26.01 2012 in den Wiener Kammerspielen statt.